Bernd Hornetz siegt beim Radmarathon TannheimerTal

HornetzTannheim2016Rennbericht: Sieg bei Tannheimer Tal Radmarathon | RennRad

Beste Bedingungen für ein Radrennen herrschten an einem sonnigen Tag bei einem sehr gut und liebevoll organisierten Event. Ein wenig länger dürfen die ca. 700 Teilnehmenr der beiden Unterdistanzen (135/85km) schlafen, während sich bereits um 6 Uhr die gut 1.100 Teilnehmer auf die 230km lange Marathonstrecke begeben.

Letztere ist neben den 2 Hauptanstiegen Riedbergpass und Hochtannbergpass, gespickt mit zahlreichen kürzeren Steigungspassagen unterschiedlichster Steilheit, sodass über 3.000 Höhenmeter zusammenkommen. Ein Kurs, der nicht nur den reinen Kletterern entgegen kommt, sondern vielfältigere Ansprüche an den Fahrer stellt.

Radmarathon aus Ich-Perspektive

Sieg im Tannheimer Tal

Womöglich beflügelt von der Vorfreude, bald wieder in einem starken Team, mit seit vielen Jahren bekannten und befreundeten Fahrern starten zu können, führe ich selber eine erste, aber harte Selektion am Riedbergpass herbei. Etwas mulmig wird mir schon, als nach der ersten Kurve die 16%-Wand vor uns auftaucht. Aber da gibt es nun kein Zurück mehr. Schnell zerfällt die Gruppe und wir erreichen zu fünft die Passhöhe, darunter Andi Taxl (Mooserwirt – St. Anton am Arlberg), Philipp Schäddel (GF Team Alpecin – Ettlingen).

HornetzTannheim2016_GruppeNach der Abfahrt schließen wir uns zu 10 Fahrern zusammen und teilen uns gut harmonierend die Führungsarbeit bis zum Einstieg in den Hochtannbergpass. Was einmal geht, geht auch zweimal, denke ich mir und forciere dort gleich auf den ersten Metern. Wir sind dann zu viert, neben den zuvor genannten Traxl und Schäddel hält Benjamin Doser (Team ENIT Systems – Freiburg) das Tempo.

Es wird langsam heiß, der Planet brennt und weil Philipp Schäddel und ich als Rennsupport nur am Riedbergpass von meiner Frau verpflegt werden konnten, kreisen die Gedanken um eine mögliche Wasseraufnahme, ohne anhalten zu müssen. Kurz vor der Passhöhe schnorrt Philipp eine große Flasche Wasser, die wir unter uns aufteilen. Es geht sehr freundschaftlich untereinander zu, man kennt und schätzt sich schon lange. So unverbissen macht es auch am meisten Spaß. In der Abfahrt können Thomas Gschnitzer (Polisp. Bike Team Sterzing) und Roman Dietrich (Appenzell) wieder aufschließen und so arbeiten wir die lange Passage das Lechtal hinab bis km 210 nach Weissenbach wieder perfekt zusammen.

Die Zeit habe ich gut genutzt, um mich zu verpflegen. Trotzdem fühle ich mich nicht mehr so frisch, wie noch zu Beginn der Lechtalabfahrt. Als wir Weissenbach durchfahren, den Schlussanstieg in Form des Gaichtpass gedanklich durchspielen, sehe ich nach hinten. Meine Begleiter lassen mit ein paar Metern Abstand etwas die Beine hängen. Jetzt muss ich es probieren. Im relativ kurzen Anstieg hoffentlich genügend Vorsprung für die finalen 15 flacheren Kilometer gegen die Verfolger herausfahren. Sofort merke ich, dass auch die Beine wollen. 380 bis 400 Watt auf der Anzeige nach fast 6 Rennstunden geben weiteres Selbstvertrauen. Schnell wächst der Vorsprung, das euphorisiert noch mehr.

Ich kann das hohe Tempo bis zur Passhöhe durchhalten. Dort feuert mich meine Frau nochmals an. Für ein letzte Cola bleibt keine Zeit, jede Sekunde zählt, auf dem noch langen flacheren Stück. Als erste Verfolger mit ca. 1:30 min Rückstand jagen mich Benjamin Doser und Andi Traxl im Duett. Dahinter das zweite Duo Thomas Gschnitzer und Philipp Schäddel.

Das Finale wird lang und länger als erwartet, denn es geht an noch am Zielort Tannheim vorbei auf eine 2km-Schleife. Weil mir zuvor der Blick nach Hinten durch nachfolgende Orga-Fahrzeuge versperrt war, kann ich erst kurz vorm Ziel erkennen, dass es reichen wird. Auf den letzten 200m kann ich mich etwas sammeln und die Zielüberfahrt aus vollen Zügen genießen.

Noch knapp 1 Minute Vorsprung auf Benjamin Doser (2.) und Andi Traxl (3.). Knapp am Stockerl vorbei Thomas Gschnitzer (4.) und Philipp Schäddel (5.).

Als nicht mehr ganz so junger Fahrer lernt man mit jedem Jahr, das man älter wird, einen Sieg noch mehr zu schätzen und zu genießen.