Bernd Hornetz beim Nove Colli 2013

Bernd Hornetz im Renngeschehen (2012)

Bernd Hornetz im Renngeschehen (2012)

Ein Deutscher in Italien: Bernd Hornetz, Deutschlands bester Marathonfahrer, startet 2013 für ein italienisches Team.

Ich war motiviert, aber pessimistisch. Trainingsrückstand, die Form war nicht so, wie sei sein sollte. Sie war nicht so wie vor genau einem Jahr. Damals gewann ich als erster Nicht-Italiener einen der größten Grandfondo Italiens, den Nove Colli. 2013 war wieder ein Italiener dran: Roberto Cunico, einer der Überfahrer in der Granfondo-Szene, und leider kein Teamkollege von mir.

Wobei: Auch die schlugen sich überwiegend gut. Nur für uns deutsche bzw. südtirolerische Protagonisten des Teams lief es sehr durchwachsen. Einer meiner vielen ital. Teamkollegen, Tiziano Lombardi, schlug sich dagegen hervorragend. Er kam auf Gesamtplatz Vier und gewann seine Altersklasse. Er war dabei, als am Scharfrichter des Rennens, dem vierten der neun Colli (daher der Name „Nove Colli“) die Entscheidung fiel. Fünf Fahrer konnten sich entscheidend absetzen. Sie machten den Sieg unter sich aus. Im Finale verpasste Tiziano dann leider knapp das Podium.

Ich hatte schon lange vor diesem Scharfrichter meine Probleme. Es war von Anfang an eine ziemliche Quälerei für mich. Es lief, wie erwartet, nicht besonders gut für mich. Ich wusste, dass die Form nicht optimal ist. Ich hatte wegen eines Infekts im April zwei Wochen Vorbereitungszeit verplempert. Danach habe ich dann viel trainiert, teilweise über 800 Kilometer pro Woche, die längste Einheit: neun Stunden, 265km mit 4.000 Höhenmeter, quer durch Luxemburg, weil es in Karlsruhe regnete. Ich wusste, was mich in Italien erwartet: 200km mit 3.800 Höhenmeter. Start und Ziel war in Cesenatico, in der radsportverrrückten Heimatregion von Marco Pantani. Er wird hier verehrt, seine Autogrammkarten und Poster hängen noch immer in gefühlt jeder zweiten Kneipe.

Bis zum vierten der neun Colli, dem Barbotto, konnte ich in der Spitze mithalten. Nachdem sich die Spitzengruppe dort abgesetzt hatte, musste ich an jedem der folgenden Colli alles aufbieten, um jeweils einen kleinen Rückstand auf die etwa 15 Mann starke Verfolgergruppe zu schließen. Am letzten Anstieg, dem Gorolo, war dann der Ofen aus, es gelang mir nicht mehr, nach vorne zu kommen. Mit einem weiteren abgehängten Fahrer rette ich Platz 18 vor der nächsten Verfolgergruppe. Als Trost blieb mir auch der Gewinn der Altersklasse M4 (45 – 49 Jahre)

Jetzt hoffe ich im Trainingslager, zu dem ich direkt von Italien aus gefahren bin, meine Form noch einmal deutlich steigern zu können. Ich denke, ich bin dafür am genau richtigen richten Ort: in der Provence, am Mont Ventoux, dem mythischen Berg der Tour de France.

Post navigation