Harry Schweikert Vizeeuropameister Ultracycling

Rennbericht Race across Italy, das auch als Europameisterschaftsrennen Ultracycling ausgetragen wurde

Die Vorbereitung auf dieses Rennen war alles andere als leicht. In der Zeit, in der man sich üblicherweise um Equipment und Hotelbuchungen kümmert und sich den letzten Schliff holt, ging es in diesem Jahr vor
allem um eines: Wie kann das Rennen stattfinden und welche Auswirkungen hat dies auf jeden Einzelnen?
Nach 18 Stunden Anreise kamen wir am späten Mittwochabend an. Bedingt durch Corona-Maßnahmen mussten wir uns vor Ort direkt in ein “Bubble“ begeben, das uns vom Veranstalter angewiesene Hotel.
Der Rennvortag, Donnerstag, war geprägt vom Erledigen des Papierkrams. Endlos viele Fomulare mussten ausgefüllt und abgegeben werden, schließlich präparierten wir noch Pace Car und Räder.

Nach einer ruhigen Nacht gingen wir guten Mutes in den Renntag. Gestartet wurde nach Startnummer absteigend. Mit Startnummer 9 war mein Start für 11:20 Uhr angesetzt. Da nach mir nur noch acht Fahrer ins Rennen gehen sollten, konnten wir davon ausgehen, doch mehr Teilnehmer einholen zu können, als selbst eingeholt zu werden. So etwas ist für die Motivation bei solch Rennen doch sehr hilfreich.
Pünktlich um 11:20 Uhr rollte ich bei bestem Radfahrwetter und 24 *C von der Rampe. Die ersten 40 Kilometer gingen auf der Zeitfahrmaschine flach dahin. Ich konnte einen guten Rhythmus finden und ging in den ersten Anstieg.
Nach ungefähr der Hälfte der Steigung wurde ich vom späteren Gewinner mit den Worten “Harry, der Berg ruft“ eingeholt 😊. Naja, was soll ich sagen, es folgte ein wahrer Klettermarathon, der von mir im Vorfeld etwas unterschätzt wurde, aber die fast 11.000 hm müssen ja irgendwo herkommen!

Je tiefer wir in die Abruzzen kamen, umso schöner wurde zwar die Landschaft, aber umso schlechter der Straßenbelag. Trotz der bereits 10 bis 12 Rennstunden im Sattel kam ich allmählich immer besser in Tritt. So konnte ich meine anvisierte, durchschnittliche Trittleistung auch weiter gut halten. Ich konnte jetzt doch den einen und anderen Überholvorgang verbuchen, was mich weiter motivierte. Es lief. Auch mein Team hatte die Balance gefunden und vor Allem die Navigation lief trotz des manchmal etwas undeutlichem Routebooks sehr gut. Die Nacht bereitete keine großen Überraschungen, die Trittleistung ging zum Ende der Nacht zusammen mit einem kleinen Hänger zwar etwas zurück, aber mit den ersten
Sonnenstrahlen kam neue Energie und ich konnte wieder eine Schippe
drauflegen.

Am letzten Anstieg bei Km 680 war ich dann auch bereit, mir meine Platzierung mitteilen zu lassen. Wow, ich hielt den 2. Platz AK Ü50 mit einem zweistündigen Vorsprung. Im Vorfeld hatte ich darum gebeten, mir keine Zwischenzeiten mitzuteilen, da ich die Erfahrung gemacht hatten, dass ich einfach mein “Ding“ fahren muss — und mich nicht vom Tempo der anderen Rennteilnehmer verleiten lassen darf,. Die Info über die Platzierung beflügelte mich nochmals und ich konnte die letzten Höhenmeter des Rennens auf Zug fahren. Der Rückstand auf den ersten Platz war mit 35 Minuten zu groß, um noch attackieren zu können. Ich konzentrierte mich nun darauf, die letzten 100km kontrolliert und vor allem ohne Stürze ins Ziel zu kommen.

Nach 790 KM und einer Fahrzeit von 33:51 h erreichten wir glücklich und vor allem gesund das Ziel in Silvi Marina. Das Race across Italy wurde zudem als „EuropameisterschaftsrennenUltracycling“ ausgetragen und ich wurde mit meinem zweiten Platz damit auch Vizeeuropameister AK Ü50.

Vielen Dank an den Veranstalter, der trotz der überaus schwierigen Bedingungen das Rennen möglich machte — und vor allem vielen Dank meinem fantastischem Team: Susanne, Lasse, Michal und Kees!!!