Harry Schweikert mit Platz 10 beim RATA

Am vergangenen Wochenende fand das anerkannt härteste Eintagesradrennen der Welt, das sogenannte RATA – Race across the Alps, statt. Hier ging auch wie bereits im letzten Jahr der Wahl Mannheimer Harry Schweikert an den Start. Zugelassen sind ausschließlich erfahrene Langstreckenspezialisten, welche die 540 km lange Strecke innerhalb von 24-32 Stunden schaffen. Die gefahren Strecke, bei der 14.500 Höhenmeter zu bezwingen sind, entspricht in etwa drei aufeinander folgende schwere Bergetappen der Tour de France.

Die zu befahrenden Bergstraßen halten locker mit den klassischen Giro- und Tour de Suisse-Etappen mit: 
Stilfserjoch, Gaviapass, der extrem steile Mortirolo, die Skistation Aprica, der Bernina-, Albula-, Flüela, Ofen- und Umbrailpass sind bei der Langstreckenprüfung zu bewältigen. Den Sieg holten sich u.a. schon Größen wie Gerrit Glomser, Paul Lindner, Maurizo Vandelli, Valentin Zeller, Daniel Wyss, Daniel Rubisoier und RAAM Gewinner Reto Schoch.

Hier ein Bericht aus der Sicht von Harry Schweikert

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2014RATADUEEs gingen 49 Fahrer am Freitag, 20.06.14 um 12:00 Uhr an den Start. Nach dem Start ging es zunächst in hohem Tempo auf den Reschenpass, wo die erste Hälfte der Fahrer bereits zurückvielen und die Gruppe reißen lassen musste. Ich hielt mich an 5./6. Stelle bevor es in die Abfahrt ins Vinschgau ging. Nach einem kurzen Flachstück in Richtung Prad ging es dann in den ersten Anstieg, das Stilfser Joch. Ich fand einen guten Rhythmus und konnte die von mir angepeilte durchschnittliche Trittleistung von ca. 280 Watt relativ locker treten, denn das Wichtigste bei derart Rennen ist, nicht zu überdrehen. Auch den folgenden Gavia Pass konnte ich in ähnlichem Tempo fahren und gerade im etwas flacheren oberen Teil zwei starke Fahrer (Steinberger, Bischoff) einholen. Bei der Abfahrt vom Gavia war, bedingt durch die schlechte Asphaltqualität und die schmale Straße, höchste Konzentration angesagt.

Nach der eigentlichen Abfahrt ging es in einen relativ flachen Teil über Edolo in Richtung Aprica Pass, hier galt es nicht zu viel rein zu latschen, die Steigungsprozente von 3-5 Prozent verleiten dazu. Doch der folgenden Mortirolo im Kopf bremste mich hier glücklicherweise etwas aus. Dort lief es sehr gut und ich konnte abermals einige Plätze gut machen. Nach der Abfahrt ging es zum zweiten Mal in die Runde in Richtung Aprica Pass, auch hier galt es erneut dosiert hochzufahren. Nach der rasanten Abfahrt ging es etwa 8 Km flach in Richtung Tirano. Nun folgte der längste Anstieg des Rennens, der 30 Km ange Bernina Pass.

Hier hatte ich letztes Jahr einen Einbruch erlebt…. Aber auch hier konnte ich meinen Rhythmus hochfahren und ohne größere Probleme so gegen 0:30 Uhr bei leichtem Schneefall die Passhöhe erreichen. Nach kurzem Kleiderwechsel stürzte ich mich in die Dunkelheit in Richtung St. Moritz.

Nach der Abfahrt ging es in ein ca. 6 Km langes Flachstück bis es in den Albula Pass. Der Albula ist zum Glück nicht allzu lang und konnte die Beine wieder frei bekommen. Das Wetter wurde mittlerweile leider etwas schlechter und kurz vor der Passhöhe setze leichter regen ein. Das Thermometer zeigte 2 Grad. Vor der Abfahrt legte ich warme Kleidung an und fuhr dem Sonnenaufgang entgegen. Nach der langen Abfahrt auf 700 Meter ging es in den langen Anstieg über Davos in Richtung Fluela Pass auf 2500 Meter. Hier traf ich erneut auf meine Konkurrenten Steinberger und Bischoff, die wieder zu mir aufschließen konnten. Leider konnte ich den beiden nicht folgen und erreichte mit einem Rückstand von ca. 15 Min. die Passhöhe des Fluela. Das Wetter hatte sich gebessert und die Sonne kam langsam heraus.

2014RATAUNODie Sonne gab mir neue Energie und ich konnte den nun anstehenden Ofenpass gut mit wieder etwas mehr Druck hochfahren. Nach der Abfahrt in Richtung St. Maria und dem darauf folgenden kurzen Flachstück wartete der eigentlich letzte Pass des Tages. der Umbrail…

Hier erlitt ich dann leider doch meinen Einbruch und der Wattmesser zeigte kaum noch mehr als 200-220 Watt an. Trotzdem kam ich dem Österreicher Waltl immer näher, was nochmal neue Kräfte freisetzte. In den letzte Kehren vom Umbrail zum Stilfserjoch konnte ich zu Waltl aufschließen.

Das Dach der Tour war innerhalb von 24 Stunden zum zweiten Mal erreicht. Auf der Passhöhe des Stilfserjoch ging es zu wie auf dem Jahrmarkt, eine Traktorparade war seit 9 Uhr zum Pass unterwegs und es wimmelte von Traktoren. Die Abfahrt entpuppte sich als Horrortrip, eine Traktorschlange von ca. 10 Km Länge schlängelte sich die Kehren des Stilfser Joch hoch. Der starke Motorradverkehr tat sein übriges. Nach einigen brenzligen Situationen schaffte ich es, ins letzte 4 km Flachstück und den darauffolgenden Reschenpass zu gehen. Hier haben mich meine Betreuer quasi hochgeprügelt und ich kam den vor mir fahrenden Steinberger & Bischoff nochmal nahe… Nach dem erreichen der Passhöhe ging es am Reschensee entlang voll gegen den Wind in Richtung Nauders.

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Im Kreise der vielen Top Ultralangstreckenfahrer konnte Harry mit einer Fahrzeit von 24,53 Std. einen sensationellen 10. Platz erzielen. Dazu herzlichen Glückwunsch