Team Forchheim auf Platz 2 bei der Salzkammergut MTB Trophy

Vorgeplänkel:

Am 09.07.2016 stand die 19. Auflage von Österreichs größtem MTB Marathon und zudem dem härtesten Eintagesrennens auf dem MTB auf dem Programm. 211km und 7119hm galt es zu bezwingen – alles auf wunderschönen, aber teilweise technisch sehr anspruchsvollen Schotter, Wald und Wanderwegen rund um den Hallstädter See mit einem „wunderschönen Finale“ in Hallstadt…

Für Forchheim standen Jörg Pfefferle, Ben Witt und Gastfahrer Rolf Wieland, bester Kumpel und Trainingskollege von Ben am Start. Für die Teamwertung wurden 3 Fahrer gewertet – es mussten also alle ankommen…

Toni Stubenrauch, ebenfalls Vereinsmitglied in Forchheim der für das Focus Rapiro Racing Team fährt,  war ebenfalls dabei und nicht zu vergessen: Christiane, Tonis Freundin, die „Mutti“ der Truppe, die sich wie immer bestens um die Buben gekümmert hat – sowohl während des Rennens als auch die Tage davor! 😉

Aufgrund der langen Anfahrt war unser Trip ins schöne Bad Goisern als Kurzurlaub gedacht – 2 Tage akklimatisieren, 1 Tag leiden, 1 Tag Abreise. Das Wetter war Do, Fr und So herrlich – am Renntag eher weniger.

Die ersten beiden Tage wurden vor allem damit verbracht, das Material bestmöglich auf das Rennen vorzubereiten. Dämpfersetup, Reifenwahl, Taktik – alles wurde bis ins Detail diskutiert und optimiert.
Als am Samstag auf der Vorbelastungsrunde die vermeintlich technisch schwierigste Passage, ein verblockter, mit Steinen und Wurzeln übersäter Trail hinunter nach Weissenbach, unter die Stollen genommen wurde, war die Ernüchterung doch präsenter als gedacht. Sehr steil, rutschig, nicht komplett fahrbar  ( und das obwohl es komplett trocken war )… wie fühlt sich das im Rennen an, wenn wir den Trail nach 120km und schon gut „vorbelastet“ fahren müssen und er womöglich nicht trocken ist….?!

Der Renntag:

Nach einer kurzen Nacht und einem kurzen Frühstück um 03:00 morgens ging es pünktlich um 4:15Uhr Richtung Start.  Die Taktik für den Tag war eigentlich bei allen gleich – nicht Überziehen und mit „Hirn fahren“, da eine Fahrzeit von 12 – 13h zu erwarten ist.
Kurz vor dem Start um 5.00 Uhr setzte natürlich leichter Regen ein – wie angekündigt. Die knapp 800 Starter setzten sich, deutlich entspannter wie bei kürzeren Marathon Events, in Bewegung um die erste Schleife in Angriff zu nehmen. Jörg erreichte den ersten Anstieg mit knappen Vorsprung auf Ben Witt und Toni Stubenrauch. Rolf Wieland lag knapp 30sec dahinter. Nach den ersten Schotterabfahrten wartete die erste technische Passage – ein Trail hinter der Hütteneckalm. Vom Regen aufgeweichter Lehmboden und nasse Wurzeln machten das Befahren zu einem Balanceakt. Da die Linie durch viele tragende Fahrer blockiert war, musste Ben Witt Zick-Zack fahren und nahm eine erste Kostprobe vom tiefen Lehmboden. Nichts  passiert außer eingesaut! Da diese Passage im späteren Rennverlauf noch einmal durchfahren werden musste war der Plan für die 2. Durchfahrt klar: LAUFEN.
Im weiteren Verlauf ging es das erste Mal durch den Singeltrail an der „ewigen Wand“ entlang. Absolut nichts für Leute mit Höhenangst. Links ein Abgrund von mehreren 100m, rechts immer auf einem in den Fels geschlagenen Steinpfad bergab – teilweise durch Tunnel. Absolutes Highlight!

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Bild mit freundlicher Genehmigung von sportograf.com

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Bild mit freundlicher Genehmigung von sportograf.com

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Trail an sich war jedoch sehr schroff, mit vielen Felsen und spitzen Steinen. So fing sich Ben Witt nach knapp 2 Rennstunden einen ordentlichen Cut im Hinterreifen zu, den auch die Tubeless-Dichtmilch nicht mehr flicken konnte. Nach 2 Kartuschen musste er bis zum nächsten Servicepoint auf der Felge bergabrollen, einen Schlauch einziehen und wieder die Verfolgung aufnehmen. Die Panne kostete gut 15min und Toni und Rolf konnten passieren. Jörg war zu diesem Zeitpunkt bereits 1min vor Ben.
Von diesem Zeitpunkt ab war es ein einsames Rennen für Ben. Die 15min kosteten ca. 40 Plätze. Somit war das Überholen der anderen Fahrer auf der nächsten Schleife ein motivierendes Gefühl. Auf der zweiten Schleife Richtung Altaussee gab es erneut steile Rampen und technische, schmierige Abfahrten zu bewältigen. In der darauffolgenden Rennstunde fuhr Ben Witt wieder auf Rolf Wieland und die führende Frau auf. Nach kurzem Smalltalk trennten sich die Wege der beiden Forchis in der erneut technisch Anspruchsvollen Abfahrt wieder und Ben machte sich alleine auf die Aufholjagt. Immer wieder durften wir Regenschauer genießen, die den Boden noch rutschiger machen.
Ben hatte hier den zweiten Reifenschaden, dieses Mal am Vorderrad, zu beklagen. Dieser ließ sich jedoch glücklicherweise durch den Einsatz einer Kartusche und der Dichtmilch im Reifen beheben und kostete somit nur knapp 3min.

Bei der dritten Durchfahrt am Verpflegungs- und Servicepunkt in Weissenbach, wo uns Christiane bestens verpflegte ( nochmals vielen Dank dafür ) musste Ben sein Bike bzw. die Kette entschlammen und ihr etwas neuen Schmierstoff gönnen. Die Knarz- und Reibegeräusche waren einfach unerträglich 😉
Danach erfolgte der Anstieg zu genau dem Trail, mit dem Ben, Jörg, Rolf und Toni bereits am Vortag bei trockenen Bedingungen zu kämpfen hatten.
Es galt diesen Part ohne Sturz zu überstehen und das darauffolgende 25km lange Flachstück nach Hallstadt zum „großen Finale“ in Angriff zu nehmen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde die Abfahrt zu großen Teilen geschoben – was sich aufgrund der sehr glatten Steine und Wurzeln selbst zu Fuß als Herausforderung herausgestellt hat.
Zum Glück wurde diese Passage von allen 4 Fahrern sturzfrei passiert.

Dies kann man von einer eigentlich harmlosen Passage an der Traun entlang nicht behaupten. Sowohl Jörg als auch Ben rutschten über eine nasse Querwurzel und testeten den nassen Boden in Bad Goisern 😉

Ben, immer noch alleine und ohne Gruppe auf dem Flachstück, wollte ursprünglich die 25km zum Ausruhen nutzen. Da die Beine aber noch erstaunlich gut funktionierten nach 125km und 4500hm wurde im TT Stil mit den Unterarmen auf dem Lenker um jede Sekunde gefahren. Auf Asphalt wurde diese Einlage durch einen unsanften Touchdown bei Tempo 40 gestoppt. Mit Stollenreifen, sollte man auf nassen Strassen etwas vorsichtiger zu Werke gehen…. Rad intakt, Tapete ein wenig ab, Knie offen, Trikot mit Löchern – so konnte es weiter gehen.
Bei KM 146 wartete nun der Scharfrichter auf die Teilnehmer der Langstrecke. In Hallstadt geht es sehr steil ( bis zu 30% ) in Serpentinen hoch auf den Salzberg und nach einer kurzen Abfahrt auf den höchsten Punkt der Trophy, die Rossalm auf 1509m.
Nach dem sehr steilen Serpentinenstück kommt aber der eigentliche „Plombenzieher“ – eine Schotter und Asphaltrampe von ca. 1km Länge mit gut 30% über mehrere 100m.
Ben, eigentlich ein guter Läufer, hatte selbst beim Schieben seine Mühe nicht wegzurutschen – Jörg hatte sich für die Variante „pressen“ entschieden und ist die Rampe komplett gefahren.

Zu diesem Zeitpunkt war jeder Fahrer bereits sehr mit sich selbst beschäftigt – schließlich saß man bereits mehr als 9 Stunden im Sattel. Über Platzierung und Abstände war man nicht informiert – der Fokus lag rein auf dem Erreichen der Roßalm.
Nach kurzer Abfahrt ging es gleich wieder auf die lange und steile Schotterauffahrt zur besagten Rossalm. Ben konnte keine Riegel mehr sehen, geschweige denn Essen und so wurde er von Minute zu Minute müder, pedalierte aber Umdrehung für Umdrehung den Berg hinauf und versuchte sich abzulenken. Der Anstieg zog sich massiv in die Länge und wollte kein Ende nehmen.
Gut 300hm vor der Passhöhe war ein weiteres  Forchi-Trikot in der Ferne zu sehen. Das musste Jörg sein! Ab diesem Zeitpunkt war das Ziel von Ben, Jörg zu erreichen, die Lage zu checken und dann auf den letzten 40km ins Ziel zusammen zu fahren.
Ein sichtlich überraschter Jörg, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich das Rennen bereits abgeschlossen hatte und nur ins Ziel kommen wollte, verspürte ebenfalls Gefallen an Ben’s Vorschlag.
Nachdem der zähe Anstieg zur Rossalm geschafft war wurde  nach ca. 5km auf der Abfahrt an der Labe gehalten – Flaschen und restliche Speicher waren doch schon sehr leer. Leider gab es keine Gels, nur Banen, Brote, Würste, Kekse….und VERDÜNNTE Cola – Frechheit!

Nach gut 5min hatte sich der Forchi-Zug mit Jörg und Ben wieder formiert und auf der Schotterabfahrt Tempo gemacht. Im Eiltempo überholten sie Fahrer für Fahrer – da A und B Strecke ab hier zusammen fahren, war es sehr unübersichtlich.
Ab diesem Zeitpunkt war das Rennen quasi neu gestartet. Jede Rampe, jede Abfahrt wurde gefahren als sei es ein Kurzmarathon und was die Beine noch hergaben. Immer wieder versuchten andere A-Fahrer, die wir aufgefahren hatten , sich in den Zug einzuklinken, aber nach kurzer Zeit flogen diese Fahrer selbst aus dem Windschatten oder konnten das Tempo bei den schnellen Abfahrten und Gegenanstiegen nicht mitgehen.
Als der letzte, gut 500hm lange, Anstieg bei Gosau gemeistert war, feierten Jörg und Ben an der Passhöhe, als wäre das Rennen bereits vorbei – KEINE WEITEREN Höhenmeter!!! 😉

Es folgte eine rasante Abfahrt auf Schotter und Asphalt mit einem kleinen Gegenanstieg. Die letzten 10km dann mehr oder weniger Flach in Ziel nach Bad Goisern. Unsere Gruppe vergrößerte sich bis Bad Goisern auf 4 Mann. Wir gaben unserem italienischen und österreichischen Mitstreitern aber zu verstehen, dass wir das nicht aussprinten werden und gemeinsam über die Ziellinie fahren werden.

Das Gefühl beim Überfahren der Ziellinie war bei allen dasselbe: Unglaubliche Erleichterung diese Herausforderung gemeistert zu haben und heil im Ziel angekommen zu sein.
Nach Zielankunft musste man sich erst einmal kurz sortieren. Toni und Christiane waren bereits im Zielbereich – Rolf noch nicht. Nach sich alle etwas sortiert und an der Zielverpflegung erfrischt hatten, erreichte auch Rolf als 3. Forchi das Ziel!

Bild mit freundlicher Genehmigung von sportograf.com

Bild mit freundlicher Genehmigung von sportograf.com

Nachdem die Ergebnislisten geprüft wurden, war die Freude groß! TEAM FORCHHEIM wurde 2. In der Teamwertung auf der Langstrecke – dank einer sehr ausgewogenen Mannschaftsleistung von Jörg, Rolf und Ben.
Geschlagen geben musste man sich lediglich Focus Rapiro Racing, mit deren stärksten Fahrer Toni Stubenrauch. Da es aber ja ein gemeinsamer Urlaub von Toni, Jörg, Rolf und Ben war, ist das Ergebnis mit P1 und P2 umso erfreulicher und ein toller Abschluss dieses anstrengenden Tages und rundet den Trip ins Salzkammergut ab!

Die Siegerzeit des Centurion Vaude Profis, Andi Seewald, lag bei 9:48h – mit 46min Vorsprung auf P2 kein Kommentar.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Salzkammerguttrophy nicht umsonst als „Königin der Alpenmarathons“ gilt. Ein unglaublich hartes und langes Rennen. Ob wir 2017 wieder am Start stehen, kristallisiert sich erst nach einer ausgedehnten „Setzungsphase“ heraus 😉

Siegerehrung

Siegerehrung

Ergebnisse: (http://live-scoring.net/trophy16/#1_932438 )