Engadiner-Radmarathon 2013 – Platz 2 für Wolfgang Tilch

2013EngadinWolfgangWolfgang Tilch festigt mit Platz 2 (Altersklasse Senioren Grand Master) seinen 2. Gesamtrang beim Alpencup (Amade-, Engadin-Radmarathon und Eddy-Merckx-Alpenklassik).Der Abstand auf den Gesamtführenden beträgt lediglich 12 Minuten.

Der Engadin Radmarathon ist Teil des Alpencups, der bekanntesten Rennrad-Serie für Jedermann und Profis. Den Anfang macht der Amadé Radmarathon, als Zweites folgt der Engadin Radmarathon und zu guter Letzt fahren Rennradbegeisterte beim Eddy Merckx Classic Radmarathon mit. Wer hier alle Marathons meistert, kann sich wahrlich König der Alpen nennen.

Der Engadin Radmarathon ist als größter Marathon im Kanton Graubünden bereits zu einem Klassiker avanciert. Fünf Pässe über 2.300 hm, mit so klingenden Namen wie: Ofenpass – Forcola di Livigno – Berninapass – Albulapass oder Flüelapass werden von den Teilnehmern bezwungen. Die Teilnehmer der 211 km Strecke fahren ab La Punt mit den Teilnehmern der 97 km Strecke nach Zernez. Nach 97 km und 1.325 hm kann sich jeder Teilnehmer entscheiden, ob er bei der Streckenteilung in Zernez nach rechts in den Zieleinlauf einbiegt oder gerade weiter fährt und sich weiteren 114 km und 2.502 hm stellt. Nach einer Erfrischungspause bei der Labestation am Ortsende von Zernez führt die Strecke Richtung Susch über den Flüelapass, Davos, Schmitten, Albulapass, La Punt, Richtung Zernez ins Ziel.

Erfahrungsbericht aus der Sicht von Christian Heinle:

2013EngadinHeinle2

Nach bewusstem Verzicht auf eine Vorbelastungsrunde am Samstag, was sich für mich als optimal erwies, stand ich mit frischen Beinen nahezu ganz vorne im 1. Startblock. Wie erwartet ging es gleich zum Ova Spin hoch gut zur Sache.

Im großen Feld (ca. 80 Fahrer) mit geschätzten 35km/h (GPS gestützter Tacho ging im Tunnel nicht) ging es dicht gedrängt durch den leicht ansteigenden Tunnel nach Livigno. Noch in den ersten Gallerien am Stausee kam es zum Zusammenschluss mit der Spitzengruppe. Auch am Forcola hatte ich in der 1. Verfolgergruppe die Spitze mit dem Führungsfahrzeug stets im Blickfeld, ca. 500m vor mir. Den Bernina runter musste meine Gruppe leider an einer Baustellenampel anhalten (es wurde scharf kontrolliert, Rotlichtsünder aufgeschrieben/ teilweise gefilmt), also ewig lange 4 Minuten warten. Unten kam es jedoch wieder zum Zusammenschluss zu einer prima funktionierenden ca. 25 Mann starken Truppe, die bis Zernez super lief (sauberer Belgischer Kreisel). Bis Susch, also bis Beginn des Flüelaanstiegs funktionierte eine etwas kleiner gewordene 7 Mann Gruppe ebenso gut, in dieser befanden sich auch Andreas Tappeiner (Teamkollege von Joachim Blaas und Marina Illmer), Erich Odermatt und ein weitere Eidgenosse, den ich von der letztjährigen TA kannte.

Am Flüela kam es zur Ausdünnung. Da ich keine Individualverpflegung hatte, musste ich oben anhalten um meine beiden Bidons nachfüllen zu lassen. Die Frau hat´s gut gemeint und fing an mit einem Suppen-Schöpflöffel sorgfälltig ohne zu kleckern die erste der Flaschen zu füllen, ich bat sie höflich etwas schneller zu machen, sodann tauchte sie den 2. Bidon in den Wasser-Bottich und ich war nach 1 Minute wieder auf dem Rad. Diese Minute kostete mich jedoch den Anschluss und ich musste bis Davos alleine erhebliche Körner verschiessen um wieder an die Gruppe aufzuschließen. Im Ort Davos gelang mir der Anschluss und ab da lief eine ca. 8 Mann starke Truppe fantastisch gut bis an den ersten steileren Anstieg zum Albula. Ab dort musste ich meinen Rhythmus fahren, da ich nunmehr die verbrauchte Energie zwischen Flüelapass und Davos spürte. Andreas Tappeiner und ein junger Rennfahrer von RSC Bimbach musste ich ziehen lassen, keine Chance dauerhaft deren Tempo mitzugehen. Außerdem wurde mir langsam wieder das Wasser knapp, denn am Albula stand unten bis zur Baumgrenze förmlich die Hitze. Oben dann notgedrungener Stopp zum Nachtanken, mit wiederholter Aufholfahrt auf einem Flachstück nach der Passhöhe. Zu dritt nahmen wir die Abfahrt, unten in La Punt dann geschlossene Bahnschranke (wieder gefühlte 4 Minuten), von hinten kam aber nichts, jedoch hatten wir so jegliche Chance verloren, wieder zu den beiden schnellen Mitstreitern aufzuschließen.

2013EngadinHeinle1Nach der Standzeit begannen wir mit dem 3er Kreisel, schon bei der ersten Führung bekam ich einen heftigen Krampf im Oberschenkel, der sich dann beim Strecken während der Fahrt auch kurzzeitig auf die Wade erstreckte. Ich musste die beiden anderen ziehen lassen. Nur unter Einsatz des linken Beines pedalierend, versuchte ich das rechte Bein zu entkrampfen, das ging zum Glück auch relativ gut, aber die anderen waren ca. 1-1,5km für mich bei Gegenwind unerreichbar weg. Notgedrungen fuhr ich die ganze Strecke vollends alleine gegen den Wind, da ich vermeiden wollte mit dem krampfgefährdeten Fahrwerk aus einer Gruppe sprinten zu müssen. Es hat auch zum Glück gereicht, aber ich spürte schon den Atem der Verfolger im Nacken. Letztendlich war ich tortz allem sehr zufrieden mit meiner Zeit 6:52h und meiner Platzierung 8. AK/36. Overall (von 612 Klassierten). Es ist müßig darüber zu spekulieren, wie es gelaufen wäre, wenn ich statt nur 4x800ml Flüssigkeit mehr zur Verfügung gehabt hätte. Es war meine eigene Entscheidung mit dem Trinken zu sparen, um möglichst den Anschluss nicht zu verlieren, an die Mitstreiter, welche allesamt verpfelgt wurden, teilweise aus Begleitfahrzeugen im Fahren.

Fazit: Zernez ist ein geiler Parcours, ich hatte permanent das Gefühl ein Rennen zu fahren und nicht nur ein Marathon-Einzelzeitfahren, insofern sehr empfehlenswert!

(Text: Christian Heinle)